Das Projekt

Die Produktionsplanung innerhalb von Unternehmen und über deren Grenzen hinweg wird bereits heute umfassend durch betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme unterstützt. Auf Basis eines integrierten Datenbestands, zu bspw. Produktionskapazitäten und der Lieferdauer von Roh- und Betriebsstoffen, können Planungsaktivitäten unter konstanten Rahmenbedingungen problemlos durchgeführt werden. Unvorhergesehene Ereignisse, wie der kurzfristige Ausfall von Maschinen, können jedoch dazu führen, dass Produktionsprozesse in einem Unternehmen zum Stillstand kommen. Waren die negativen Auswirkungen dieser Ereignisse in linearen Wertschöpfungsketten auf wenige Unternehmen begrenzt, führt die zunehmende Vernetzung im Rahmen der Industrie 4.0 zur Herausbildung hochspezialisierter Wertschöpfungsnetzwerke mit weitreichenden Abhängigkeiten in vor- und nachgelagerten Produktionsstufen. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Erfüllung von Kundenaufträgen wird infolgedessen signifikant durch andere Unternehmen beeinflusst und führt zu weitreichenden Risiken für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlt es bei begrenzter Kapitalausstattung häufig an Möglichkeiten, die daraus entstehenden Risiken, z. B. durch den kurzfristigen Ankauf von Ersatzmaschinen, selbstständig zu reduzieren.

 

Ziel des Verbundvorhabens DiHP ist die Gestaltung und Konzeptionierung einer integrierten Marktplattform zur Absicherung von Produktionsausfällen durch den automatisierten und überbetrieblichen Handel von Produktionskapazitäten. Auf Basis standardisierter Schnittstellen zu aktueller Informationstechnologie muss die Plattform schnell und einfach in die vorhandene IT-Infrastruktur von KMU integrierbar sein. Durch die initiale Konzentration auf den Bereich der additiven Fertigung sollen die Machbarkeit und der wirtschaftliche Nutzen der Dienstleistung demonstriert werden, um die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf andere Branchen mit Hilfe eines breit aufgestellten Projektkonsortiums zu überprüfen. Die anschließende Weiterentwicklung des Demonstrators sowie dessen funktionale Erweiterung auf andere Branchen und Einsatzgebiete obliegt der 3YOURMIND GmbH. Dies wird durch die im Rahmen des Projekts definierten Geschäfts- und Betreibermodelle unterstützt.

 

Möglich wird die Umsetzung durch die Zusammenführung wissenschaftlicher Modelle und technischer Lösungsansätze in bisher unbekannter Form. Hierbei stellt sich die besondere Herausforderung, dass Marktplätze für den jeweiligen Anwendungskontext individuell gestaltet werden müssen, um Marktteilnehmern die Kommunikation ihrer Präferenzen und Kapazitäten im gegebenen Transaktionskontext zu ermöglichen. Eine integrierte Marktplattform für Produktionskapazitäten existiert derzeit nicht. Das Vorhaben basiert auf der Mechanismus-Design-Theorie, welche Anreize festlegt und die Interaktion zwischen den Teilnehmern auf zweiseitigen Märkten steuert, um optimale Ergebnisse auf diesem Markt zu ermöglichen. Auf technischer Ebene werden Schnittstellen zu den in Unternehmen eingesetzten Informationstechnologien erstellt sowie eine internetbasierte Plattform aufgebaut, die den höchsten Standards an Datenschutz und Datensicherheit entspricht. Zur Identifikation passender Produktionspartner werden Methoden entwickelt, die eine Strukturierung und Klassifizierung von Produkten und Maschinen ermöglichen. Innovative Mechanismen zur Zusammenführung von Angebot und Nachfrage stellen den Handel zu marktorientierten und fairen Bedingungen sicher.

Hierbei begleiten die Praxispartner des Projektkonsortiums und -beirats die Entwicklung des Marktplatzes und gleichen die Funktionalitäten durchgehend mit ihren Anforderungen ab.

 

Die Plattform wird produzierende Unternehmen vor den negativen Folgen von Produktionsausfällen schützen und Produktionskapazitäten zu einem handelbaren Wirtschaftsgut transformieren. Dadurch können produzierende Unternehmen flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren und Kapazitäten am Markt anbieten bzw. nachfragen. Die prototypische Umsetzung im Bereich der additiven Fertigung dient als optimaler Ausgangspunkt für eine Ausweitung der Dienstleitung auf andere Branchen, wie die Kunststoff- oder Prozessindustrie, auch über die Projektlaufzeit hinaus.